Lucian MacLloyd

Es fällt Vielen schwierig zu glauben, dass Lucian der Sohn des Teufels ist, denn sein Charakter hat ziemlich wenig teuflisches an sich. Er ist ein sehr charmanter junger Schotte und lacht gerne. Ausserdem ist er immer für ein Abenteuer zu haben. Er kann ausserdem sehr gut zuhören und gewinnt generell schnell das vertrauen von Fremden. Doch ganz spurlos ist seine Herkunft nicht an ihm vorbei gegangen. Wie sein Vater hat er eine Gabe dafür, die Menschen dazu zu bringen, ihm ihre tiefsten Geheimnisse und Wünsche zu erzählen. Und auch wie der Satan es in so vielen Geschichten tut, hält er immer seine Versprechen. Im Grossen und Ganzen ist er also ein netter Zeitgenosse, der vielleicht manchmal etwas impulsiv oder ungeduldig ist. Jedenfalls ist er solange nett zu den Menschen, solange sie nichts schlechtes tun. Wittert er jedoch eine Ungerechtigkeit oder eine sogenannte «Sünde», dann kommt dann doch der Teufel in ihm heraus, der dieses Verhalten beinahe zwanghaft sanktionieren muss. Es ist also selbstverständlich, dass er ein sehr grosses Gerechtigkeitsbewusstsein hat. Für die Leser bedeutet dies also: solange du nett bist, wird auch Lucian nett zu dir sein.

Wie schon angetönt ist Lucian der Sohn von Luzifer, dem Teufel. Doch wie kann so etwas überhaupt gehen? Nun die Geschichte ist an sich ganz simpel. Rund 20 Jahre vor Lucians Gebut streifte der gefallene Engel wieder einmal durch die Städte und suchte nach Seelen, die er verleiten konnte. Dabei traf er auf eine junge, hübsche Serviertochter in einer Bar in Edinburgh und verbrachte die Nacht mit ihr. Aus dieser einmaligen Verbindung der gläubigen jungen Frau mit dem Verführer erging ein Kind hervor, dass von seiner Mutter anfangs abgrundtief gehasst wurde. Schliesslich war sie eine sehr gläubige Frau, die einen schwachen Moment gehabt hatte und nun das Kind des Satans in sich trug. Jedoch änderte sich ihre Meinung jedenfalls teilweise, als sie erkannte, dass sie keinem zweiten Teufel das Leben geschenkt hatte, sondern einem Lichtbringer. Es dauerte eine gewisse Weile, bis sie erkannte wie das alles möglich war. Glücklicherweise erkannte sie rechtzeitig, dass ihr Kind kein Abbild des Teufels als Herr der Hölle war sondern eher des gefallenen Engels; Luzifer, dem Morgenstern, dem Lichtbringer. Und so nannte sie ihren Sohn auch «Lucian» - was «Überbringer de Lichts» bedeutet. So wuchs der weissblonde Knabe einigermassen glücklich in der schottischen Stadt auf, bis seine Mutter sich gezwungen sah, ihn weg zu bringen, da seine Fähigkeiten zunahmen und er sie nicht mehr kontrollieren konnte. In Angesicht der Tatsache, dass er sich selbst verraten und so in Gefahr bringen könnte schickte sie ihn schliesslich aufs Night Internat, von dem sie in ihrer Verzweiflung über mehrere Ecken erfahren hatte. Mit 15 landete er also hier in Irland. Und es gefiel ihm sogar. Er lernte seine Fähigkeiten; namentlich die Erzeugung von Licht und Wärme, sowie die Begabung Menschen ihre dunkelsten Geheimnisse und Wünsche zu entlocken, zu kontrollieren und zu verbessern. Doch dann, vor einem knappen halben Jahr, kurz vor den Ferien, erhielt er die Nachricht, dass seine Mutter spurlos verschwunden sei. Blind vor Sorge um seine Mutter reiste er nach Schottland zurück und begann sie fanatisch zu suchen. Doch nichts, von der Schottin war jede Spur verloren. Und Lucian wurde das Gefühl einfach nicht los, dass sein Vater etwas damit zu tun hatte. Es blieb ihm aber schliesslich nichts anders übrig, ins Schloss zurück zu kehren. Schliesslich hatte er ja keine andere Heimat mehr.