Speisesaal

Endlich hatte sich der Unterricht dem Ende zugeneigt und ich konnte mich auf den Weg machen um mir im Speisesaal etwas zuessen zu holen. Die letzten Tage waren ein wenig seltsam gewesen. Ich hatte Gedächtnislücken und irgendwie schienen mir die Personen um mich herum seltsam gestimmt zu sein, ja selbst Jamila hatte ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen. Das Tablett in meiner Hand und das Essen sorgfältig darauf platziert suchte ich mir einen Platz, doch zu meinem Leidwesen war ich wohl nicht der Einzige der vor hatte zu essen, daher waren die Tische größtenteils bereits besetzt. Nun hatte ich die Wahl. Dort gab es die Tussen, die Hipster und alles weitere. Ja, auch wenn das ne Schule für übernatürliche Wesen war, so gab es charakterlich jedoch keine Unterschiede zu einer stink normalen Highschool. Mein Blick wanderte weiter herum, so lange bis ich an einem etwas kleineren Tisch sah an dem lediglich ein Mädchen saß. Meine Schritte führten mich gleich nach näherer Betrachtung in dessen Richtung und ich setzte mich. "Kann es sein das du die einzige Normale hier bist?", stellte ich ihr dann sofort eine Frage und begann mein Sandwich aus seiner Plastikfolie zu fummeln.

Mit einem bloßen Kaffee nahm ich alleine an einem der Tische im Speisesaal platz. Ich war es gewohnt, in Gesellschaft zu sein und meine Freunde um mich herum zu haben, aber aufgrund der ganzen Aufregung war der Speisesaal heute sowieso leerer als gewohnt. Man spürte die bedrückende Spannung im ganzen Raum. Die Schüler unterhielten sich lieber über das, was gerade in der Schule passierte, als über ihre Affären und Beziehungsprobleme.
Ich war ziemlich tief in meinen Gedanken versunken, als mich plötzlich eine Jungenstimme aufschrecken ließ und ich leicht zusammenzuckte. "Kann es sein, dass du die einzige Normale hier bist?", fragte er. Ein äußerst kreativer Anmachspruch, schoss es mir durch den Kopf und ich musste etwas grinsen, ehe ich mich zu dem Jungen drehte, der jetzt neben mir saß.
"Was verstehst du denn unter normal? Normal im Sinne von Mensch? Normal im Kopf? Ist das hier überhaupt jemand?«, antwortete ich lächelnd auf seine Frage.

Mein Kopf legte sich ein wenig schief während ich sie nach ihrer Bemerkung mit einem schmalen schiefen Lächeln und skeptischem Blick betrachtete, so musste ich aber zugeben das es eine berechtigte Gegenfrage war. "Das hier noch mal jemand normal im Kopf ist hab ich längst aufgegeben. Da hier an der Schule geschätzt nur 7% Menschen herumlaufen gehe ich nicht davon aus das du einer bist, aber eigentlich meine ich das die Stimmung bisschen sehr ... seltsam ist. Also ich meine seitdem paar verschwunden sind und so ...", erklärte ich ihr dann. Ob es nun wirklich eine Anmache gewesen war konnte ich nicht sagen, schieben wir es einfach mal auf meinen Charm. "Naja, und du kommst mir nicht so vor als ob du bei jeder Berürhung mit der du nicht rechnest gleich zusammen zuckst", und ja, mir war bewusst das meine Worte vielleicht etwas komisch rüber kamen, doch um ehrlich zu sein fiel mir das auch erst so richtig auf als die Worte bereits meinen Mund verlassen hatten.

Ich musste ein wenig grinsen, während ich dem Jungen zuhörte. Das war vielleicht mal ein seltsamer Gesprächsanfang. Er hatte ja nicht einmal Hallo gesagt. Einerseits fand ich das Ganze ein wenig schräg, andererseits war es aber auch unheimlich interessant und anscheinend war der junge Mann neben mir auch einfach nur ein wenig verwirrt durch die ganze Situation an der Schule. Ich ging davon aus, dass er ein Mensch war - das, was er sagte, deutete darauf hin -, und ich war mir sehr sicher, dass ich gerade als Mensch auch überfordert gewesen wäre.
"Da könntest du recht haben!", sagte ich, "aber vielleicht ist das auch gar nicht so gut und ich sollte vorsichtiger sein. Wie du eben gesagt hast, nicht jeder hier hat noch alle Tassen im Schrank..." Ich war tatsächlich sehr offen und rechnete nicht dauernd damit, dass mich einer der 'Eindringlinge' überfiel. Einige Leute an der Schule waren allerdings übervorsichtig, sperrten sich in ihren Zimmern ein und kamen nicht einmal heraus, um mit anderen zu reden. Ich hingegen war viel zu leichtsinnig.
"Ich bin übrigens Cassiopeia", stellte ich mich mit einem Lächeln vor und nahm einen Schluck von meinem Kaffee, damit er nicht kalt wurde.

Ein nicken kam von mir als sie sagte, dass meine Aussage ja doch zutreffend war. Ob sie das nun aus Spaß sagte oder weil sie es so meinte war mir da eigentlich egal, denn Tatsache war das es wirklich so war. Das war ja jetzt nicht negativ und ausschließlich nur auf die ' Fabelwesen ' bezogen, wie ich sie so gern nannte, nein auch die hier anwesenden Menschen mussten einen Schaden haben wenn sie sich freiwillig zwischen Wölfe und Vampire begaben, ja auch ich gehörte da wohl zu diesen Schwachköpfen hinzu.

Hellhörig wurde ich nun wieder, als sie sich dann vorstellte. Cassiopeia war also ihr Name, klang eigentlich ganz schön. "Ich bin Lukas ", gab ich daraufhin dann mit einem freudigen Lächeln zurück und bemerkte das mir dieses Mädchen schon jetzt ein wenig sympatisch war. Machte also einen guten ersten Eindruck. "Würdest du mir verraten was du bist ?", fragte ich sie dann und forderte es damit heraus was ich gleich wahrscheinlich sowieso tun würde. So wie ich mich nämlich kannte würde ich sie gleich wieder zu irgendetwas einladen und dann würde ich alles vermasseln, dabei wäre es vielleicht wichtiger erst mal heraus zu bekommen ob sie einen Freund oder eine Freundin oder sonst was hatte. Man konnte ja in diesem Zeitalter nicht wissen, wobei eine Beziehung nun um einiges schwieriger zu führen war, nun ja zumindest schwieriger als alles andere drum herum.

Ich nickte lächelnd, als der Junge neben mir ebenfalls seinen Namen verriet. Zwar konnte ich nicht so genau beurteilen warum, aber der Name passte auf eine positive Art und Weise gut zu ihm.
Der ist aber neugierig, grinste ich in mich hinein, als er mir die Frage stellte, welcher Rasse ich angehörte. "Ich bin ein Nephilim, Tochter des Poseidon. Und du?", antwortete ich, obwohl ich mir fast schon denken konnte, dass Lukas ein Mensch war.
Er war neugierig und wissbegierig, so wie ich mir einen Menschen vorstellte, so, wie es mir vorgelebt wurde, bis ich auf das Night Internat geschickt wurde.
Damals hatte ich das Übernatürliche auch für Schwachsinn gehalten, beziehungsweise nicht wirklich viel darüber nachgedacht. Doch als mir meine Mutter dann von meinem richtigen Vater erzählt hatte, hatte ich angefangen, viel mehr darüber zu erfahren. Einer der Gründe, warum ich jetzt auf dem Night war.
Ich schüttelte meine Gedanken ab und sah wieder aufmerksam zu Lukas. Ich wollte lieber von ihm hören, welcher Spezies er angehörte - nicht, dass ich mich noch blamierte.

Interessant, mein Gegenüber gehörte also den Nephilims an und war zudem noch nicht mal die Tochter eines unbekannteren Gottes. "Klingt nicht schlecht. Dann kannst du mir doch sicher auch was zeigen, oder?", ging ich nun direkt wieder in die offensive und wenn sie jetzt Ja sagen würde wäre es sicher, dass wir gleich oder später noch etwas Zeit miteinander verbringen würden. Wir hatten bisher noch kein anregendes Gespräch geführt, aber das konnte ja noch kommen, schließlich kannte ich sie ja noch nicht so lange, doch allein der Grund das sie nicht so Zombie Artig wie einige Andere hier geworden war, machte sie mir schon um einiges sympatischer. Während ich auf eine Antwort von ihr wartete, ratterte es bereits in meinem Kopf wie sie es mir doch zeigen könnte, mal abgesehen davon was sie wollte und so weiter. Klar hatte ich schon die ein oder andere Idee, waren einige davon aber auch nichts für jeden. Wenn Cass eines der braven Mädchen war dann würden manche dieser Dinge zum Beispiel lustig für sie werden, doch hätte sie danach mit Sicherheit ein schlechtes Gewissen oder so.

Langsam war ich gar nicht mehr so überrascht, wie neugierig mein Gegenüber war. Er nahm kein Blatt vor den Mund und jetzt forderte er mich sogar heraus, ihm etwas von meinen Kräften zu zeigen. Es störte mich nicht, im Gegenteil, es gefiel mir sogar und macht Lukas noch etwas interessanter.
"Sehr gerne sogar", antwortete ich dem Menschen grinsend und überlegte mir derweil, was wohl für ihn interessant oder sogar erstaunlich wirken könnte. Sollte ich vielleicht einfach nur mit Wasser rumspielen? Nein, das wäre doch viel zu langweilig. Stattdessen sah ich mich ein wenig im Raum um. Langsam füllte sich der Speisesaal mehr und mehr, und als ich mir die umherlaufenden Schüler etwas genauer anschaute, kam mir bereits schon die perfekte Idee.
"Hey, hier gibt es doch bestimmt jemanden, den du überhaupt nicht leiden kannst, oder? Kannst du mir so jemanden zeigen?", fragte ich Lukas. Eigentlich war es ziemlich gemein, aber solange die Person selbst nicht besser war, hatte ich überhaupt kein Problem damit, dieser eins auszuwischen. Ein Streich musste immerhin auch mal sein.