Schlossgarten

Hätte Hazel gewusst das hier am Internat bald so ein Chaos ausbricht, dann wäre sie doch lieber bei ihrem Vater geblieben. Sie war nach draußen an die frische Luft 'geflüchtet', da diese Typen drinnen ziemlich schwer zu kontrolliren zu waren. Glücklicherweise war es einfach im Schlossgarten einen Kampf zu führen. Mit ein wenig Hilfe ihrer Untergründigen Skeletten und dem Spiel mit der Dunkelheit gelang es ihr ihre Angreifen soweit zu verwirren, das sie sich hinter eine der Steinmauern werfen konnte. Umbringen wollte sie ja keinen davon, sie selbst würde nur darunter leiden. Schwer atmend presste sie ihren Körper gegen den kalten Stein und hörte wie sich die Schritt schnell wieder Richtung Schule verflüchtigten. 'Nochmal Glück gehabt' dachte sie zu sich selbst und kam vorsichtig aus ihrem Versteck wieder heraus und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. Außerdem musste sie zusehen das sie einige von den Kratzern und kleinen Verletzungen säubern konnte, nicht das sich das entzünden würde.

Dean rannte. Immer wieder ging er die Geräusche um ihn herum durch und suchte nach etwas bekanntem. Seine Umgebung vergas er dabei und so stolperte er nicht nur ein mal über seine eigenen Füße oder irgendwelche Hindernisse, lief gegen sie. Wieder stolperte er. Diesmal wurde er jedoch langsamer, als er merkte, dass das von seinem Untergrund ausging, der sich merkwürdig zu bewegen schien. Er war barfuß und so konnte er durch das Gras spüren, dass sich etwas durch die Erde graben zu schien. Noch mehr von diesen Typen oder doch die Kräfte einer seiner Mitschüler? Die Typen spuckten jetzt seitdem er für einige Zeit verschwunden war in seinem Kopf herum. Der Blinde wusste nicht mehr genau, was sie mit ihm angestellt hatten oder was sie von ihm gewollt hatten, aber er wusste, dass sein Bruder keines Falls in deren Hände geraten durfte. Und deshalb rannte er wieder weiter, musste ihn finden, suchte nach ihm, suchte nach ihm in dem zeitweiligen Getose um ihn herum. Doch Fehlanzeige, weder seine Schritte, noch seine Stimme, noch seine Atemfolge konnte er ausmachen. Nur seine eigenen gehetzten Bewegungen, das Rauschen vom Wind, Kampfgetümmel und Geschrei hörte er in seinem Kopf. Pfiff er sonst um seine Umgebung abschätzen zu können, sich ungefähr lokalisieren zu können, war er nun so still, dass er seine Umgebung überhaupt nicht wahrnahm. Sein Knie stieß gegen etwas hartes und er flog über etwas. Sein Sturz wurde von etwas, oder viel mehr jemandem abgefangen. Alarmiert rappelte er sich etwas auf, nur an dem Ding, worüber er geflogen war, heruntergleiten zu lassen. Sein Knie schmerzte leicht. Seine Hand traf gegen das Ding, es war aus Stein, die Mauer. "Wer ist da?", fragte er heiser und außer Atem. Wenn das einer von denen war, saß er jetzt in der Patsche. Auch wenn bei ihm gewisse Dinge schnell heilten, so würde es doch einen kurzen Augenblick dauern, bis er wieder einfach aufspringen und losrennen konnte.  Wenn das einer von denen war, steckte er in der Falle.

Nur in letzter Sekunde konnte Hazel die Schritte hören die auf sie zukamen, Schnell wirbelte si um ihre eigene Achse, wurde dann aber zu Boden geworfen. Hart landete sie auf dem Rücken und die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Keuchend schnappte sie nach Luft als das Gewicht sie von ihrem Körper hob und sie öffnete blitzschnell ihre Augen und drückte sich von der Erde ab. Ein Junge stand ihr gegenüber. Aber das Alter, welchem ihren wohl ähnlich war, musste nicht heißen das er auf ihrer Seite war. Der Junge tastete die Mauer ab und lies dann seine Stimme ertönen. Er machte keinerlei Anstalten auf sie loszugehen, trotzdem machte das Mädchen sich mit 2 Unterweltfreunden darauf gefasst sich zu verteidigen. Zum Glück konnten diese in Sekunden schnelle aus dem Boden empor kriechen. "Ich wüsste nicht was dich das angeht" fauchte sie und beobachtete jede seiner Bewegungen "Wie wär's wenn du mir mal ganz schnell verrätst wer du bist und was du hier machst, bevor ich dich verschwinden lasse" drohte sie ihm. Vielleicht etwas hart, da er ja aussah wie einer der Schüler, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Abwartend ruhte Hazels Blick auf dem Jungen.

Eine junge Frauenstimme erklang auf Deans Frage. Dieser tastete an der Mauer nach etwas, womit er sich verteidigen konnte, sollte sie ihn angreifen. Sie fauchte ihn währenddessen an, dass es ihn nichts anginge und er sich lieber vorstellen sollte, wenn er nicht verschwinden wollen würde. Nun etwas konzentrierter meinte der 16-Jährige wieder etwas in der Erde sich bewegen zu spüren. An der Mauer war nichts lose. Und wenn er sich auf sein Gegenüber konzentrierte, merkte er, dass sie wohl alleine war. Vorsichtig machte der Blinde einen Schritt zur Seite, doch prompt beschwerte sich sein Knie, weshalb er sich kurz an der Mauer abstützen musste, um nicht hinzufallen. Er war volle Kanne vor die Mauer gerannt und hatte jetzt die Quittung bekommen. Warum musste er auch verdammt noch mal blind sein. Gerade in so einer Situation merkte er, wie hilflos er doch war. Seinen Bruder würde er nie so beschützen können, wie er es verdiente und er als großer Bruder sollte. Und das war etwas, was ihn wütend machte, wütend auf sich selbst. "Hey, ich hab immer noch zu erst gefragt", blaffte Dean zurück und zischte, als er wieder etwas mehr Gewicht auf sein noch leicht pochendes Knie verlagerte. Zwar war die Wut in seine Stimme gelangt, aber man konnte wohl deutlicher hören, dass er ganz und gar nicht fit war, nachdem man ihn so lange in irgendeinem feuchten und miefigen Keller eingesperrt hatte. Dieser Geruch war das einzige, was er noch so wirklich wusste davon, so penetrant. Fluchend wurde ihm wieder klar, dass eben diese Typen gerade seinen kleinen Bruder angreifen könnten. Und ihm stand diese junge Frau im Weg."Ich bin gefühlte 10 Kilometer gerannt, hab dabei wahrscheinlich jeden noch so kleinen Stein, Ast und Strauch mitgenommen, finde meinen Bruder nicht, der wahrscheinlich einem von diesen Scheißtypen zum Opfer fällt und bin dann noch über diese verdammte Mauer gesegelt, da kann ich auf deine Drohung und dein Gemecker echt verzichten.", fluchte er und bemerkte erst anschließend, dass er vielleicht etwas zu viel gesagt hatte. War sie eine von denen, wär er wahrscheinlich schneller am Boden, als er auch nur den Geräuschen ihrer Bewegungen folgen konnte, um sich zu wappnen. Das war ihm jedoch egal, er musste einfach einen Weg finden, ins Schloss zu kommen und seinen Halbbruder da heraus zu holen. Der Kleine hatte das nicht verdient, er hatte nie jemandem etwas getan und war einfach der beste Bruder, den sich Dean vorstellen konnte. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.

Genauso schroff wie das Mädchen mit ihm umgangen war, so begegnete der Junge ihr jetzt auch. Ach, diese Sache mit dem ' Ich hab zuerst gefragt'..die schien hier an der Oberfläche wohl eine wichtige Rolle zu spielen, das peilte Hazel auch noch nicht so ganz. War doch egal wer zuerst gefragt hatte...
Der Junge ihr gegenüber hielt ihr eine Rede, die Angespanntheit war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören und er war sichtlich genervt von Hazel. "Alles klar, mach mal halblang Großer." zog sie ihn auf und schüttelte den Kopf leicht. Ihre zwei knöchrigen Begleiter lösten sich in Schatten auf, denn Hazel wusste das ihre Gegenwart nicht benötigt wurde. "Also gut, ich denke das wir uns beide die Drohungen sparen können, da wir auf der selben Seite stehen." erklärte sie etwas beruhigend, denn sie wollte nicht das ihr Gegenüber gleich auf sie losging. Was zwar unwahrscheinlich war, da er offensichtlich verletzt war. "Du hast Schmerzen, darum sollten wir uns wohl erstmal kümmern. Und du hast Recht, dir steckt wirklich ein halber Wald in den Haaren und Klamotten, wenn du willst kann ich das entfernen." sie bot ihre Hilfe an, denn das war doch was man machte, oder ? Das war ein 'zivilisierter' Umgang mit Menschen, wenn sie das richtig überrissen hatte. Auf mehr wollte die Jugendliche jetzt erst mal nicht eingehen, das wichtigste war ja gesagt, oder nicht ?

Offensichtlich schien sich jedoch Deans neue Bekanntschaft zu entspannen, jedenfalls im Anbetracht der Lage in der die Beiden steckten. Grummelnd nahm er ihren Spruch hin und pfiff nun doch kurz, um einen Eindruck davon zu gewinnen, wo er so ungefähr sein konnte. Währenddessen hatte sie schon weitergemacht und sachlich erklärt, dass sie wohl auf einer Seite waren und sich nicht gegenseitig bedrohen sollten. Nickend stimmte er ihr dann zu, als sie meinte, dass sie sich zunächst darum kümmern sollten, seine Schmerzen zu verringern und den halben Wald aus seinen Haaren und seinen Klamotten zu bekommen. "Du hast nicht zufällig vor kurzem einen Zwölfjährigen gesehen?", meinte er nun nicht mehr so schroff, aber immer noch angespannt, während er sich auf die Mauer hievte und sein Bein hochlegte. Als er die Jeans bis zum Knie hochkrempelte, spürte er an ein paar stellen, dass sie eingerissen war und Löcher hatte. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass er durch einige Sträucher gelaufen war, darunter auch ein paar mit Stacheln. An seinen Füßen hatte er es kratzen gespürt, aber das war nicht so schlimm gewesen. Sein pochendes Knie war schlimmer. Dieses fühlte sich geschwollen und dick an, vermutlich ein dicker Bluterguss, der sich bereits gebildet hatte. Normalerweise tat er es nicht bei sich selbst, aber wenn sie schnell weiter sollten, musste dieser Bluterguss so schnell wie möglich verschwinden. Also umschloss Dean sein Knie mit seinen Händen und konzentrierte sich. Er konnte spüren, wie sich seine Finger erwärmten und die Schmerzen nach und nach verschwanden. Schnaufend ließ er es wieder los und krempelte das Hosenbein wieder herunter. "Weißt du, wie es ungefähr drinnen aussieht?", fragte er dann und stellte sich wieder hin.

Einen 12-jährigen ? Als ob Hazel auf sowas achten würde ! Aber trotzdem schüttelte sie den kopf leicht und antwortete ihn noch ganz nett "Nope, ich bin die ganze Zeit alleine". Das Mädchen sah ihm dabei zu, wie er sich auf die Mauer aus Stein setzte und begann ein Hosenbein nach oben zu krempeln. Er sah wirlick so aus, als wäre er durch die Gegend gerannt und hatte keine Zeit gehabt zu kucken wo er überhaupt hinlief. Dann kam sein Knie zum Vorschein und Hazel verzog leicht ihr Gesicht. "Das sieht übel aus. Muss wehtun" bemerkte sie das offensichtliche und wusste aber nicht weiter was sie machen sollte. Doch der noch Unbekannte hatte da wohl nen Plan, umschloss sein Knie mit den Händen und kurz darauf war das irgendwie verheilt. "Holy Shit" flüsterte die Braunhaarige und lachte leicht "Was bist du denn ? Wenn ich mal so fragen darf" wollte sie wissen, auch wenn die Frage vielleicht etwas direkt war. Aber das machte ihr ja nichts aus, schließlich war klar das jeder hier ein Wesen war und das brauchte man doch nicht zu verstecken. "Ähm ja...drinnen trieben paar von den Kerlen ihr unwesen, ich weiß nicht wie viele es sind, aber mir scheint es als ob momentan noch eher die SChule die Kontrolle hat als diese...Typen" informierte sie ihn über ihren Stand und versuchte dabei keines der angebrachten Schimpfwörter in den Mund zu nehmen. "Aber ich weiß nicht ob ich jetzt so große Lust hätte da rein zu gehen, hier is es momentan sicherer, weil keiner hier ist" stellte sie fest und warf ihren Blick um sich.

Offensichtlich war Deans neue Bekanntschaft, die leider seinen Bruder nicht gesehen hatte, über seine Kräfte verwundert. Immerhin rief sie es laut aus und fragte dann, was er war. "Ein Hybrid aus einem Hexer und einem Nephilim von Aesculapius", meinte er knapp und begann seine Konzentration wieder auf die Geräusche seiner Umwelt zu legen. "Und du hattest nicht reinzufällig etwas damit zu tun, dass sich etwas versucht hat durch den Boden zu wühlen?", fragte er dann und kratzte sich im Nacken "Es war jedenfalls deutlich zu spüren" Da war das Gras unter seinen Füßen, die junge Dame nicht unweit von ihm, die Mauer hinter ihm und das Schloss in einiger Entfernung. Hier und da konnte er zwar stimmen war nehmen, aber weder zuordnen noch verstehen. Da war nichts, was auf seinen Bruder hindeutete. Sie meinte, dass bisher noch die Schule die Oberhand hatte, sie aber trotzdem keine Lust hatte, da hinein zu gehen. "Ich hab einen Grund reinzugehen.", meinte der Blinde dann und versuchte die Wut auf sich selbst nicht rauszulassen "Und wenn auch nur einer dieser Scheißtypen es wagt, auch nur daran zu denken, meinem Bruder etwas zu tun, dann bring ich ihn um. Auch wenn ich ihn nicht sehen kann", grummelte er jedoch dann leise für sich, als er daran denken musste, dass er in dem lauten Trubbel eher einem von diesen Kerlen in die Arme laufen würde, als seinem Bruder helfen zu können. Dass er der anderen dadurch ungewollt gesagt hatte, dass er Blind war, kam ihm danach erst in den Sinn. Wenigstens war er dabei leise geblieben, weshalb sie es vielleicht nicht verstanden hatte. Er konnte zwar jetzt ganz gut Hilfe gebrauchen, um seinen Halbbruder da raus zu holen, aber er brauchte dabei Niemanden, der ihn entweder jetzt verspottete, oder ihn behandelte, wie ein rohes Ei. Hier ging es um seinen Bruder, nicht um ihn.

Beeindruckt zog Hazel ihre Augenbrauen hoch. "Ein Sohn des Heilgottes. Is mir auch noch nicht untergekommen, aber ergibt Sinn." stellte sie fest und nickte leicht. Sie kannte eigentlich sogut wie alle griechischen Götter, ihr Vater hatte sie dazu gebracht jeden einzigen zu lernen, egal wie klein und unwichtig er doch sein mochte. Und in ideser Situation erwies es sich als hilfreich, sonst hätte sie ganz blöd nachfragen müssen wer denn dieser Typ war. Dann sprach er sie auf die Bewegungen im Boden an, was sie schon überraschte. Meist bemerkte keiner das der Untergrund um sie herum vibrierte wenn ihre toten Freunde erscheinen...also klar, der Boden wäre auch das letzte worauf sie achten würde wenn plötzlich Skelette aus dem Boden klettern würden. "Hm doch, rein zufällig war ich dran schuld" gab sie schulterzuckend zu, mehr war da aber nicht zu sagen. Wenn er weiter Fragen würde, dann würde er aber auch eine Antwort von ihr bekommen.

Okay, da war aber jemand ziemlich pissed wegen seines Bruder, beziehungsweise wegen der Typen die seinem Bruder wehtun könnten. Das war dann wohl der 12-jährige nach dem er vorhin gefragt hatte. Eine Aussage verwirrte sie leicht...nicht sehen ? Wieso konnte er ihn nicht sehen ? "Ähm...wieso kannst du ihn nich sehen?" stellte sie ganz banal die Frage, auch wenn sie sich bisschen dämlich dabei vorkam. Klar ,sie konnte dir alle griechischen Götter aufzählen, mit den Namen ihrer römischen Erscheinungsform, aber sobald es um menschliche Probleme ging stand sie total auf dem Schlauch. Was auch immer das bedeutete, denn hier war weit und breit kein Schlauch zu sehen, aber ich Vater sagte das so oft und sie war zu verwirrt um jemals nach zu fragen was das heißen konnte....

Das Mädchen, was nicht nur wusste, wer Aesculapius war, sondern auch irgendwie diese Dinger im Erdreich zum Graben bekommen hatte, hatte wohl auch gute Ohren, denn sie harkte nach, warum er diesen Kerl nicht sah. Dean seufzte. Er hasste es zu sagen, er hasste es. Er wusste einfach nie, wie sein Gegenüber reagieren würde. In seiner alten Schule hatten sie ihn aufgezogen. er war halt auf einer Schule mit verschiedenen Klassen gewesen, die einen normal, die anderen wie er, behindert, wie sich die Normalen ausdrückten, Schüler mit besonderen Bedürfnissen, nannten es die Lehrer und besonders nannten es die Angehörigen. "Weil ich so viel sehen kann, wie Stevie Wonder", gab er nun etwas patzig als Antwort. Wie sehr er es doch hasste über seine Augenerkrankung zu reden. Da wechselte er lieber wieder das Thema. "Hast du eine Idee, wo diese Kerle eigentlich alle herkommen und wo die meisten jetzt davon sind?", fragte er deswegen und hoffte, seine Augen-Geschichte würde sie so erst mal vergessen und nicht doch weiter nachbohren. Ein neues Geräusch zog seine Aufmerksamkeit auf sich. War das nur seine Einbildung, oder bewegte sich da wirklich irgendwas, Freund oder Feind? Vorsichtig und so unauffällig, wie möglich, deutete der Blinde in die ungefähre Richtung, aus der das Geräusch kam, und drehte sich zu der jungen Frau. "Bilde ich mir das ein, oder kommt da einer?", versuchte er sie leise auf das näherkommende Geräusche aufmerksam zu machen. Er war recht lange in diesem miefigen Keller gewesen. Wäre nichts neues, wenn er sich Geräusche einbildete.

Stevie Wonder ? "Ähm ja...keine ahnung was du mir damit sagen willst" gab sie zu und fuhr sich mit einem seufzen durch die Haare. "Ich schätze ich bräuchte eine Erklärung die auch die hinterste Reihe verstehn würde" forderte sie ihn auf und hoffte das er jetzt verstand, das er ihr deutlich sagen musste was los war. Sie verstand doch diese ganzen Umschreibungen nicht, welche die Leute in ihrem Alter so gerne benutzten. Es war etwas fies von ihm gleich wieder so launisch zu reagieren, aber daran wollte das Mädchen sich nicht lange aufhalten, es interessierte sich nicht wirklich wenn er sauer auf sie war.
Als er sie nach den Typen fragte, die so plötzlich in dieses Internat hineinmarschiert waren, da musste Hazel zugeben das sie wohl nicht mehr wusste als er. "Nein, ich hab keine Ahnung. Ich bin eigentlich nur froh das sie nicht hier sind". Sobald er sie auf ein Geräusch aufmerksam machte, da wirbelte Hazel herum und beobachtete ihr Umgebung. "Da ist eindeutig etwas oder jemand, aber ich sehe nichts" lies sie ihn etwas leiser wissen und ihr Blick klebte immer noch an der Reihe von Büschen und Bäumen, die hier den Garten abgrenzten und ganz in ihrer Nähe waren. Sie ging sicherheitshalber in die Hocke und versteckte sich im schatten der Mauer.

Auch sie hatte nun bemerkt, dass da etwas war und hockte sich hin. Dean tat es ihr nach, während er sich fragte, ob und wie er ihr anders erklären sollte, dass er blind war, kam jedoch zu keinem wirklichen Ergebnis. "Ich bin blind.", meinte er dann grummelnd und etwas nuschelnd, als er seinen Kopf in die Richtung drehte, aus der das Geräusch kam. Irgendetwas kam da aus den Büschen zu ihnen, aber er konnte nicht sagen was. Entweder das war nur ein Tier, oder jemand, der nicht so recht wusste, wie man sich durch die Büsche schlug, ohne für ein Geräuschchaos zu sorgen, oder mehrere davon. Dafür war das etwas noch zu weit weg. Bisher war nur klar, dass es sich auf sie zu bewegte. Vielleicht war es ja sein Bruder, er hoffte, dass das sein Bruder war. Wenn er ihn wieder hatte, würde er ihn nie wieder alleine lassen. Nicht solange es solche Leute gab, wie diese Mistkerle, die ihn nicht nur gefangengenommen hatten, einfach so vom Schulgelände entführt, sondern auch die Schule und damit seine Familie angriffen. Sein Bruder hatte das nicht verdient. Es gab bestimmt hier und da Wesen, die genauso angriffslustig waren, wie diese Kerle, aber sie waren hier, um zu lernen, dass sie das nicht tun mussten, dass sie friedlich mit den Menschen leben konnten. Deswegen gab es doch ab diesem Jahr auch Menschen an der Schule. Wieso musste es immer und über all Typen geben, die immer sich damit profilieren mussten, dass sie die Andersartigen nieder machten?!
Das Geräusch schwoll an und sank dann ab, nur noch Fußgetrappel war zu hören. Es waren mehrere, aber nach der Schrittfolge hinkte wohl einer. Sie mussten den Rasen erreicht haben. "Ich glaub, da kommen drei oder vier Personen, einer hinkt. Kannst du erkennen, ob die zu uns gehören oder zu denen?", flüsterte der Blinde seiner neuen Begleitung zu und machte sich bereit, sich zu wehren, wenn es der Feind war. Oder zu helfen, sollten es doch Mitschüler sein. Der eine konnte jedenfalls auf jedenfalls etwas Hilfe gebrauchen. Das Hinken würde auch dieses Geräuschchaos erklären. Leider war die Gruppe still, sonst hätte Dean wohl schon bereits jetzt besser einschätzen können, zu wem sie gehörten.

Seine drei Worte brachten so viel Klarheit in Hazels Kopf und sie lies ein leisen 'Ahh' hören, aber dann meinte sie noch laut genug für ihn zum hören "Sag das doch gleich, dann würde ich mir nich so blöd vorkommen und dich die ganze Zeit danach fragen." . Aber ihre Worte waren nicht fies gemeint, was sie nochmal klar stellen wollte "Einfach nur, weil das uns glaub ich erspart hätte das du jetzt wieder schlecht drauf bist und ich mich jetzt nicht hätte entschuldigen müssen. Ich will dir aber keine Schuld dran geben, das du es mir nicht erzählt hast, bin auch nich die vertrauenswürdigste Person". Aber irgendwie war sie froh das er sie nicht sehen konnte. Somit bestand doch die Chance das er sie nicht als seltsam abstempeln würde, nur weil sie bestimmte dinge tat. Denn er konnte sie nicht sehen und damit auch nicht sagen das sie ein Freak war. Schnell zog sie ihn dann aber von der Mauer runter und drückte ihn gegen den Stein neben sich. "Sorry" flüsterte sie, nur falls sie ihm weh getan hatte. Dann lies sie ihre zwei Gestalten im Schatten der Mauer verschwinden, nur bis sie erkennen konnte wer die Leute waren die gerade in ihre Nähe kamen. "Ich kann nich einschätzen wer das is. Aber ich hab ehrlich keine Lust auf die harte Tour raus zu finden ob die zu uns stehen oder doch gegen uns sind" flüsterte sie ihm zu, doch ihr Blick haftete an den näher kommenden Personen.

"Okay...keine netten Typen!" stellte sie fest, als kurz darauf einer der Leute grimmig das Gesicht verzog und deutlich zu sehen war das sie allerlei Waffen an sich trugen. Holzpfähle, Pistolen und Zeug, was Hazel nicht mal identifizieren konnte. "Was machen wir jetzt?" wollte sie wissen, denn Hazel wollte den Jungen jetzt nicht einfach so alleine sitzen lassen und sich in den Kampf stürzen.

"Ich hasse es halt einfach, zugeben zu müssen, dass ich Probleme mit meinen Augen hab.", grummelte der sechzehnjährige auf die Aussage seiner neuen Bekanntschaft, er hätte es freiheraus sagen sollen. Ohne Vorwarnung wurde er von ihr gepackt und gegen die Mauer gedrückt. Kurz musste er sich wieder orientieren, als sie sich entschuldigte. Zunächst meinte sie dann, dass sie die Typen nicht einschätzen konnte, kurz darauf meinte sie aber, dass das bestimmt keine netten Typen waren. Dean seufzte. War ja klar, dass das so kam. Wenn es schon mal dazu kam, dass sein nicht vorhandenes Augenlicht ihn wirklich behinderte, dann richtig. Ihre Frage, was sie nun tun sollten, war daher berechtigt. Hätte er sehen können, hätte er vielleicht etwas anstellen können, einen Zauberspruch zum Beispiel. Aber wenn er sie nicht sah, konnte das gewaltig nach hinten losgehen. "Keine Ahnung", meinte er dann ehrlich und flüsterte "Sie bewegen sich noch immer auf uns zu, kannst wieder diese Etwase aus der Erde graben lassen? Vielleicht lenkt es sie gut genug ab, dass wir von hier aus wo anders in Deckung gehen können." Innerlich machte er sich eine Karte, von dem Ort, wo sie gerade waren. Wo könnten sie dann nur hin? Eine offene Konfrontation würde sie nicht weiterbringen. Er konnte sich kaum zur Wehr setzen und alleine konnte sie bestimmt es nicht mit vier Leuten auf einmal auf nehmen. Dean verfluchte es, ihr wegen seiner Blindheit nicht helfen zu können. "Oder ich lauf los und du machst sie mit den Dingern fertig, wenn sie nicht damit rechenen.", sprach er den Gedanken laut aus, sich selbst zu einer riesen Zielscheibe zu machen. Mit etwas Pech wussten die Typen, wer er war, weil sie ihn geschnappt hatten, und wussten so, dass er Blind war, oder hatten zumindest diese Vorahnung und stellten sich darauf ein. Warum musste das passieren, warum konnte er nicht einfach nicht blind sein? Konnte die Welt nicht endlich mal aufhören, ihm und seiner Familie Beine zu stellen?

Die beiden Teenager saßen ziemlich in der Patsche, denn auch die Schatten konnten sie nicht ewig im verborgenen halten, es fiel ja auch auf wenn es an einer Stelle der Mauer zu schattig war. Er machte den Vorschlag das Hazel doch ihre 'Dinger' aus dem Boden kommen lassen konnte. Ja der Plan war gut, auch wenn sie wusste das die vorherige Verwendung der Kräfte schon vorhin einiges an Energie geraubt hatte. Aber es musste ein Versuch wert sein, denn das Mädchen konnte ihren Schulkameraden ja nicht einfach im Stich lassen und durch sein Handicap, von dem sie jetzt wusste, konnte sie nicht viel Hilfe erwarten. "okay, ja das mit den 'Dingern' wie du sie nennst kann funktionieren. Im Übrigen sind das Skelette verstorbener Personen, also bisschen Respekt bitte, ja ? Danke" ihre Antwort war nicht schnippisch oder sowas in der Art, einfach nur als kleine Information an den Jungen gedacht. "Ich lass mir was einfallen, wenn ich es dir sage lauf los. Klappt das ? Wüsstest du einen Ort zum hinrennen ?" wollte sie wissen. Vielleicht kannte er sich ja hier nicht aus, sie konnte ihn ja nicht einfach rumrennen und sich selbst überlassen, vor allem wenn er gerade schon einen Sprint durch den Wald hinter sich hatte. Aber er schien ja nicht ganz hilflos, irgendwie musste er es die Jahre ja auch durch die Welt geschafft haben.